Streuobstwiesen

Früher gehörten sie zum gewohnten Bild der
Dörfer: die im Frühling wunderschön blühenden
Streuobstwiesen aus Apfel- und Birnbäumen.
Wie ein Gürtel zogen sie sich rund um ländliche
Siedlungen. Zu Zeiten, als man Obst und Süd-
früchte nicht alltäglich und zu jeder Jahreszeit
im Supermarkt bekommen konnte, waren die
gelagerten, getrockneten oder eingekochten
Erträge der Streuobstwiesen im Winterhalbjahr
häufig der einzige Vitaminlieferant.

Seit den 1960er Jahren fielen jedoch viele alte
Obstbaumbestände der Flurbereinigung, der
damaligen EU-Abholzprämie und der Ausbrei-
tung von Siedlungen und der mangelnden Pfle-
ge zum Opfer. Oft sind nur noch kleine Teile
der ursprünglichen Bestände erhalten. Diese
sind häufig überaltert und müssen durch An-
pflanzungen sowie gezielten Schnitt neu struk-
turiert werden.

In den letzten Jahren hat man den Wert der alten
Streuobstwiesen erkannt. Sie bieten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die
sich in der dörflichen Kulturlandschaft angesiedelt haben. Vögel wie der Gartenrot-
schwanz oder der Feldsperling sowie unterschiedlichste Insektenarten finden hier
Nahrung und Unterschlupf. Aber auch der Mensch hat seinen Nutzen. Heimische
Obstsorten mit klangvollen Namen wie Seidenhemdchen, Tulpenapfel oder Rheinischer
Winterrambur werden erst langsam wieder entdeckt. Besonders beliebt ist der regional
gekelterte Saft, der aus tausenden von Apfel- und Birnbäumen gewonnen werden.